Känco Georgriev
LINGUISTISCHE ASPEKTE DER QUELLENKRITIK
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Um das gesamte Informationspotential der historischen Quellen in seinem ganzen
Umfang aufdecken und nutzen zu können, müssen sie in erster Linie einer strengen
linguistischen Analyse und philologischen Kritik unterzogen werden. Nicht von
ungefähr heben viele Spezialisten unserer Zeit hervor, daß die Kritik auf sprachlicher
Ebene obligatorische Komponente jeder Quellenkritik sein muß. Gerade die philologische
Kritik gestattet es, linguistische Fakten aufzudecken, d. h. Fakten, die die Sprache
als Mittel zur Verschlüsselung und Entschlüsselung des menschlichen Gedankens,
als Kommunikationsmittel in sich birgt. Die linguistischen Fakten haben vor allem
die Bedeutung, daß sie den Horizont des historischen Wissens spürbar erweitem,
es ermöglichen, in das Wesen der mit dem inneren „Mechanismus" der schriftlichen
Kommunikation, der Psychologie der Aufnahme und des Verstehens von Information
aus Dokumenten verbundenen komplizierten Prozesse tief einzudringen.
Die richtige Einstellung zu den linguistischen Fakten und deren erkenntnisfördernde
Rolle haben nicht nur praktische, sondern auch theoretisch-methodologische Bedeutung,
determinieren in hohem Maße auch die Einstellung zu den wichtigsten gnoseologischen
und philosophischen Problemen der Geschichte, zu ihrem Status als Wissenschaft.
Die Errungenschaften der modernen Sprachwissenschaft, der Linguistik, Psycholinguistik
u. a. ausnutzend, versucht der Autor, auf einige der wesentlichsten Fragen in
Verbindung mit den sprachlichen Aspekten der Quellenkritik Antwort zu geben. Es
wird auch auf die Fragen nach dem wahren Charakter der natürlichen Sprache als
Mittel zur objektiven Darlegung des menschlichen Gedankenguts eingegangen. Ebenso
beschäftigt sich der Autor mit der Spezifik der Schriftsprache, der visuellen
Aufnahme der Information, der psychologischen Grundlagen der schriftlichen Kommunikation
bzw. der Bedeutung der linguistischen Vorbildung und sprachlichen Intuition bei
der Quellenkritik usw.