Axinija Dzurova

DER EINFLUß DER LATEINISCHEN TRADITIONEN AUF DIE BULGARISCHEN HANDSCHRIFTEN ZUR ZEIT DER KIRCHLICHEN UNION

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Der vorliegende Beitrag stellt in der Etappe der ersten Untersuchungen folgende Fragen: erstens — die Quellen der glagolithischen handschriftlichen Traditionen und zweitens — die Rolle der frühchristlichen Gemeinden in den griechischen Ostprovinzen einerseits und andererseits des byzantinischen Italien und des lateinischen Westens in der frühen und mittleren byzantinischen Periode im Zusammenhang mit dem byzantinischen und slawischen handschriftlichen Schmuck. So formuliert gehen die Fragen über den chronologischen Rahmen, der in der Überschrift des Beitrages (die Union zwischen der lateinischen und der bulgarischen Kirche von 1204—1235) abgesteckt wird, hinaus. Diese fehlende Übereinstimmung zwischen der Überschrift und den im Beitrag erörterten Problemen ist das Ergebnis der politischen und kulturellen Kontinuität zwischen dem Ersten und Zweiten Bulgarenreich, was die Erforschung des lateinischen Einflusses, der von keiner großen Bedeutung für das bulgarische geistige und kulturelle Leben ist, über einen längeren Zeitraum notwendig macht. Von der Tatsache ausgehend, daß der Aufenthalt der katholischen Geistlichen (886—889) und der Abschluß der Union (1204—1235) eher politische als kulturelle Auswirkungen hatte, d. h. fast nicht die sakralen Handlungen in der orthodoxen Kirche betraf, machte sich der Einfluß hauptsachlich in folgenden Richtungen bemerkbar: erstens — Aufnahme der westlichen Heiligen (gemeinsam für Byzanz und die Slawen oder nur für die Slawen) in den Kalender, zweitens — Eindringen literarischer Werke, drittens — Einfluß auf die Ausschmückung der Handschriften. Ausführlicher behandelt wird das Problem des Einflusses auf den Schmuck der glagolithischen und kyrillischen Handschriften im Zusammenhang mit der Qualifikation des Autors. Die Schlußfolgerungen, die sich in der Anfangsetappe der Untersuchungen aufdrängen, entspringen der Notwendigkeit einer Rehabilitierung der griechischen Ostprovinzen in der frühchristlichen Periode und der Rolle, die diese bei der Herausbildung der Mittelmeerkultur vor der endgültigen Teilung in Ost- und Westeuropa nach dem 11.—12. Jh. gespielt haben.