Kantscho Georgiev

DER SUBJEKTIVE FAKTOR IN DER HISTORISCHEN ERKENNTNIS (VON ERKENNTNISTHEORETISCHEN ZU QUELLENKUNDLICHEN ASPEKTEN DES PROBLEMS)

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Der subjektive Faktor in der historischen Erkenntnis ist eine Grundfrage der Geschichtswissenschaft. Das wachsende Interesse zu dem Problem ist durch die politisch-ideologische Parteilichkeit der Geschichtswissenschaft bedingt. Das richtige Herangehen an die Frage verlangt die allseitige Erkenntnisermittlung des subjektiven Elementes in der gesamten Forschungstätigkeit —• von Entstehen, Auffinden, Auswahl, Analyse und Kritik der Quellen bis zum Endergebnis des Erkenntnisprozesses. Die Struktur der Geschichtsforschung weist gemeinsame Elemente mit der anderer Wissenschaften auf. Für die empirische Stufe der historischen Erkenntnis wirken jedoch Faktorem, die s. g. Sperrfaktoren, die sich aus ihrem rückblickenden, vermittelten Charakter ergeben. Der Geschichtsforscher bedient sich solcher Informationsgegenstände, die während der Forschungsarbeit nicht reell existieren. Diese objektive Spezifik erfordert die Berücksichtigung der wahren Rolle des Subjekts und der Schwierigkeiten des Erkenntnisprozesses.
Unter den Sperrfaktoren, die das Erforschen der geschichtlichen Vergangenheit erschweren, nimmt die Spezifik des Labormaterials des Historikers, d. h. das Quellenmaterial als Injormationsträger den Hauptplatz.r Es ist das subjektivierte Informationsmodell einer im Augenblick de Forschung nichtexistierenden Realität. Dabei zeigen sich die fachlichen Fähigkeiten des Subjekts, die Quellenfakten zu erfassen und objektiv zu interpretieren.
Ein wichtiges Moment in der quellenkundlichen Erkenntnis ist die s. g. höhere (geschichtswissenschaftliche) Kritik. Aus dem rohen empirischen Material ermittelt das Subjekt die für ihn notwendige wissenschaftlichbegründete Information, die die objektive Ereignisse und Prozesse der Vergangenheit widerspiegelt. Das ist eine von Gedanken, Gefühlen und Intuition aktivierte Tätigkeit. Die Ermittlung der sozialen Faktoren mittels rückblickender Quelleninformation ist an sich eine Untersuchung des Mensche durch den Menschen, d. h. der Prozeß der Quellenkritik ist ein
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"vermitteltes, indirecktes Gespräch zwischen der historischen Person (dem Autor) und dem Historiker.
Die bürgerlichen Forscher verkennen die dialektischen Subjekt-Objekt-Beziehungen und versuchen, den subjektiven Faktor dem Subjektivismis gleichzustellen. Die geschichtswissenschaftliche Quellenforschung hat Einsichten über die Exaktheit der historischen Quellen zu bringen und die objektiven Entwicklungstendenzen des historischen Prozesses zu erforschen und darzustellen.