Penu Russew

DOKUMENTARISCHER UND KUNSTLERISCHER CHARAKTER DER MITTELALTERLICHEM QUELLENSCHRIFTEN

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Im Artikel werden der Charakter und der dokumentarischer Grad der mittelalterlichen Quellenschriften analysiert. Deutungen und Bewertungen der "Lobrede uber Evtimi" von Grigori Zamblak werden behandelt. Die Werke der altbulgarischen Leiteratur sind in vier Gruppen zusammengefaßt: 1. Quellenschrifte, die einen gewissen kunstlerischen Charakter aufweisen; 2. Quellenschrifte, worin das Kunstlerische fast fehlt; 3. Quellenschrifte, die vorwiegend Literaturwerke sind; 4. Quellenschrifte, die keinen dokumentarischen Wert haben.
Der eigentumliche Charakter der literarischen Handschriften im Mittelalter ist durch die Fruhetappe in der Entwicklung der Denkweise und Erkenntnis bedingt. Diese Literatur ist ein Produkt der verwissenschaftlichen Denkweise, deren Charakterzuge die legendenhaft-mytische und abstrakt-religiose Wahrnehmung und Gestaltung der Welt und des Lebens sind. Das legendenhaft-mytische Denken ist den unalphabetischen Volksmassen eigen, die die Folklore schufen, das abstrakt-religiose dagegen - einen begrenzten Kries von ausgebildeten Menschen und Geistlichen. Sowie im mundlichen Schaffen als auch in der mittelalterlichen Schriftliteratur ist die kunstlerische Widerspiegelung sehr wunderlich, die reelen Gestalten sind verzerrt. Es erinnert an ein verzerrtes Spiegelbild.
Um das in einer mundlichen Quelle Widerspiegelte zu durchdringen, ist es erforderlich, die Position des Autors hinsichtlich des Beobachteten und Geschehenen zu erklaren. Danach folgt der zweite Teil der Analyse namlich das "Entschlusseln der Sprache", mittels derer der Autor das Beobachtete und Kennengelernte modeliert.
Die Begriffe "zuverlassig" und "kunstlerisch" sind nicht entgegengesetzt, da das Kunstlerische das Dokumentare nicht ausschließt. Das gegenwartig betonte Bestreben, große Zahl altbulgarische Literaturwerke als kunstwertvoll zu deuten, ist ein Ausdruck der angewachsenen Moglichkeiten der Wissenschaft in sozialistischem Bulgarien.